Name: Wolf 1069 b
Entfernung von der Erde: 31 Lichtjahre
Masse: 1,26 +/- 0,21 Erdmassen
Radius: 1,08 Erdradien
Temperatur: -23 Grad Celsius (+/- 7 Grad Celsius)
Umlaufzeit: 15,564 Tage (+/- 0,015 Tage)
Neu entdeckter Exoplanet umkreist einen kühlen roten Zwergstern
Das hat viel mit dem Stern zu tun, um den der Exoplanet kreist: Wolf 1069 ist ein roter Zwergstern, der im Vergleich zur Sonne viel weniger Strahlung aussendet. Seine Oberfläche ist kühler – das führt unter anderem zu einer geringeren Heizleistung. „Dadurch verschiebt sich die sogenannte habitable Zone nach innen“, erläutert Kossakowski. Planeten um rote Zwerge wie Wolf 1069 können deshalb lebensfreundlich sein, obwohl sie ihrem Stern viel näher kommen als die Erde der Sonne.
Für den neu entdeckten Exoplaneten hat die Forschungsgruppe eine Durchschnittstemperatur von -23 Grad Celsius ermittelt. Ein Wert, bei dem Wasser gefrieren würde. Hat der Planet Wolf 1069 b jedoch eine erdähnliche Atmosphäre, kann die Durchschnittstemperatur auf bis zu 13 Grad ansteigen, zeigt die Studie – flüssiges Wasser wäre dann plötzlich im Bereich des Möglichen. Eine Atmosphäre, die einen natürlichen Treibhauseffekt verursacht, trägt nicht nur dazu bei, die Temperatur anzuheben. Sie schützt auch vor hochenergetischer elektromagnetischer Strahlung und Teilchen aus dem Weltall und von dem Stern, den der Planet umkreist.
Neu entdeckter „Erdzwilling“ könnte eine Atmosphäre und ein Magnetfeld haben
Gerade rote Zwergsterne sind für ihre Aktivität berüchtigt, die zu extremen Sternwinden und intensiver UV-Strahlung führt. Sie können die Atmosphäre eines Planeten abtragen und seine Oberfläche steril machen. Der Stern Wolf 1069 scheint in dieser Hinsicht jedoch ungefährlich zu sein. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind überzeugt: Wenn Wolf 1069 b schon früh eine Atmosphäre entwickelt und aufrechterhalten hat, sollte er sie bis heute behalten haben. Es sei sogar möglich, dass der Planet ein Magnetfeld hat, das dem er Erde ähnelt, heißt es in einer Mitteilung zur Studie.
„Unsere Computersimulationen zeigen, dass etwa fünf Prozent aller sich entwickelnden Planetensysteme um massearme Sterne wie Wolf 1069 mit einem einzigen nachweisbaren Planeten enden“, weiß der an der Studie beteiligte MPIA-Forscher Remo Burn. „Die Simulationen zeigen auch, dass es während des Aufbaus des Planetensystems zu heftigen Begegnungen mit den Planetenembryos kommt, die gelegentlich zu katastrophalen Einschlägen führen“, ergänzt Remo. Dabei würde jede junge, sich entwickelnde Welt aufschmelzen. Der Planetenkern müsste heute noch heiß und flüssig sein und einen Dynamo bilden, der ein globales Magnetfeld erzeugt – ähnlich wie es im Erdkern geschieht.
Auf Exoplanet Wolf 1069 b könnte eines Tages nach Biosignaturen gesucht werden
Insgesamt betrachtet ist Wolf 1069 b der sechstnächste erdnahe Planet in der habitablen Zone seines Zentralsterns. Mit nur wenigen anderen Exoplaneten (beispielsweise Trappist-1 e und Proxima Centauri b) gehört er zu einer kleinen Gruppe, die für die Suche nach Biosignaturen – Hinweise auf biologische Spuren von Leben – infrage kommen.
Bisher ist es jedoch leider noch nicht möglich, solche Beobachtungen durchzuführen, weiß auch Hauptautorin Kossakowski: „Wir werden wahrscheinlich noch zehn Jahre darauf warten müssen“, erklärt sie. „Es ist jedoch von entscheidender Bedeutung, dass wir unsere Messeinrichtungen weiterentwickeln.“
Falls irgendwelche außerirdischen Astronomen nach Anzeichen für Leben auf der Erde suchen, würden sie es womöglich im verräterischen Muster des Lichts finden, das von
unseren Pflanzen reflektiert wird – von den Wäldern aus Riesenmammutbäumen bis zu Wüstenkakteen und grasbewachsenen Ebenen. Dieser optische Fingerabdruck entstand, als unsere felsige Erdlandschaft vor etwa einer halben Milliarde Jahre erstmals von Vegetation überdeckt wurde. Im Laufe der Zeit schritt die Evolution voran und das reflektierte Signal wurde stärker.
Zwei Astronomen haben nun die Theorie aufgestellt, dass Pflanzen ähnliche charakteristische Muster auf weit entfernten Exoplaneten erzeugen könnten. Die ersten Lebenszeichen von jenseits unseres Sonnensystems könnten demnach von Licht stammen, das von Wäldern auf einem außerirdischen Mond wie Endor oder von Kakteen auf einer Wüstenwelt wie Tatooine reflektiert wird.
„Bei den ganzen Planeten, die wir finden, versuchen wir jetzt herauszufinden, welche Signaturen auf Bewohnbarkeit hindeuten könnten“, erklärt Lisa Kaltenegger von der University of Cornell. Kürzlich hatte sie die Lichtsignatur der Erde in einer Studie beschrieben, die in „Astrobiology“ erschienen ist.
„Wir wollen die Handvoll – oder die zwei oder drei – [Signaturen] ausfindig machen, die uns die beste Chance bieten, Anzeichen für Leben zu entdecken.“
Es ist zwar nicht das erste Mal, dass Wissenschaftler auf das Licht fremder Planeten als Indikator für Leben verweisen, aber Kalteneggers Team ist noch einen Schritt weitergegangen: Anhand solcher Reflexionen lässt sich der evolutionäre Fortschritt eines Planeten recht gut abschätzen, wenn man das Wissen über unseren eigenen Planeten als Basis nutzt.
„Es ist ja kein neuer Gedanke, dass man auf einem fremden Planeten eine Vegetation finden könnte. Aber bisher hat noch niemand die geologische Geschichte der Erde als Archiv verwendet“, sagt Kaltenegger. „Wir kennen keinen zweiten bewohnbaren Planeten, aber wir kennen die Entwicklung unserer Erde im Laufe der Zeit, und es wäre klug, sich damit eingehender zu befassen.“
Lebenszeichen ... auf der Erde
Vor mehreren Jahrzehnten machte die Raumsonde Galileo, die sich auf dem Weg zum Jupiter befand, eine kleine Drehung, um einen Blick auf das Licht zu werfen, das von der Erde reflektiert wurde. Sie entdeckte die Zeichen biologischer Aktivität in Form atmosphärischer Gase wie Ozon und Methan. Vor Kurzem haben Astronomen den Erdschein genauer unter die Lupe genommen. Das von der Erde reflektierte Sonnenlicht erhellt mitunter auch schwach den dunklen Teil des Mondes neben seiner leuchtenden Sichel. Auch darin haben die Forscher den Fingerabdruck des Lebens gefunden.
Nun diskutieren Wissenschaftler auf der Suche nach außerirdischem Leben darüber, wie genau biologische Aktivität molekulare Spuren in fremden Atmosphären hinterlassen könnte: entweder durch die Produktion bestimmter chemischer Verbindungen oder durch eine Veränderung in der Zusammensetzung der Gase, die einen Planeten umgeben.
„In den letzten Jahren ist die Entdeckung von Biosignaturen auf Exoplaneten zu einer der dringlichsten – aber auch der schwierigsten – Aufgaben der modernen Astrophysik geworden“, sagt Michael Sterzik von der Europäischen Südsternwarte.
Die Signatur, mit der Kaltenegger arbeitet, ist allerdings ein wenig anders. Aus bisher noch ungeklärten Gründen reflektieren photosynthetische Pflanzen spezifische Wellenlängen des infraroten Lichtspektrums, wobei manche Pflanzen mehr Licht reflektieren als andere. Diese sogenannte rote Kante (eng.: red edge) ist als Muster im Bereich des nahen Infrarots erkennbar, der sich knapp außerhalb des für Menschen sichtbaren Lichtspektrums befindet, mit den richtigen Teleskopen aber problemlos zu entdecken ist.
Die Entdeckung der Infrarotsignatur ist von einer Reihe von Faktoren abhängig, beispielsweise davon, wie viel Fläche des Planeten von Vegetation bedeckt ist, ob das Klima eher warm oder kalt ist, wie die Wolkendecke beschaffen ist und wie leistungsstark das Teleskop ist.
Sterzik, der 2012 im Erdschein nach eben dieser Signatur gesucht hat, verweist darauf, dass sie äußerst schwierig zu entdecken ist. Selbst die Raumsonde Galileo konnte sie kaum sehen – und sie befand sich deutlich näher an der Erde, als jedes potenzielle außerirdische Teleskop es wohl sein würde. Unsere eigenen heutigen Teleskope sind der Aufgabe, solche Signaturen auf Exoplaneten zu finden, bislang noch nicht gewachsen. Aber einige derzeit in Entwicklung befindliche Projekte wie das Extremely Large Telescope könnten das schaffen.
„Das ist absolut machbar. Es ist schwierig und es handelt sich um eine schwache Signatur, aber sie ist vorhanden“, so Kaltenegger.
Auf der Suche in der Vergangenheit
Im Rahmen ihrer Studie wollten Kaltenegger und Jack O’Mally-James von der University of Cornell herausfinden, wie lange der Fingerabdruck der irdischen Vegetation bereits sichtbar ist.
Dank des Fossilberichts wissen die Forscher, dass die ersten Moose vor 500 Millionen Jahren damit begannen, sich auf der kahlen Erdoberfläche auszubreiten und Sonnenlicht in Energie umzuwandeln. Schließlich entwickelten sich diese Urpflanzen zu einem um sich greifenden Durcheinander aus Farnen, Bäumen und Blüten, die zeitweise bis zu 90 Prozent der Landfläche des Planeten bedeckten.
Die unheimliche Stille: Warum schweigen außerirdische Intelligenzen und Superzivilisationen?
Die Raumfahrt unternimmt einen neuen Anlauf in die unendlichen Weiten, und unsere Instrumente schauen immer tiefer ins Weltall. Eine zentrale Frage, die uns dabei bewegt: Sind wir allein im Universum? Wenn wir uns die ungeheure Größe des Weltalls und die riesige Vielzahl von Sternen und Planeten vor Augen halten, ist das Schweigen der Anderen kaum nachvollziehbar. Warum hören und sehen wir nichts von außerirdischen, intelligenten Zivilisationen und Kulturen, die nach Ansicht vieler Experten existieren müssen? Warum herrscht im Äther das große Schweigen?
Harald Lesch und Harald Zaun erzählen so unterhaltsam wie fundiert davon, was die Wissenschaft über Außerirdische weiß und wie sie dazu forscht, trennen Mythen von Fakten und beschäftigen sich mit den großen Fragen, die uns alle umtreiben, wenn wir über extraterrestrische Intelligenz diskutieren: Wie hochentwickelt sind diese fremden Lebensformen? Wie können wir sie mit Instrumenten aufspüren? Haben sie uns längst entdeckt und beobachten uns? Welche Rolle spielen wir in ihrem Weltbild und wie stark könnte ein Erstkontakt unser Weltbild erschüttern? Wie groß ist die Gefahr, dass sie aggressiv-expansiv sind und uns schaden wollen? Schweigen alle nur deshalb, um ihre kosmischen Überlebenschancen zu erhöhen?
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Typ 2 Zivilisationen
Sogar von „kosmischer Zwangsläufigkeit“ ist manchmal die Rede: Vor dem Hintergrund der unzähligen Sterne und Planeten des Kosmos erscheint es unwahrscheinlich, dass sich nur auf der Erde Lebensformen und schließlich auch intelligente Wesen entwickelt haben. Schon vor einiger Zeit hat diese Ansicht zu einer wissenschaftlichen Suche geführt: Seit mehr als einem halben Jahrhundert „horchen“ Astronomen das All ab: Im Rahmen der berühmten SETI-Forschung (Search for Extraterrestrial Intelligence) fahnden sie nach Radiobotschaften ferner Zivilisationen – bisher allerdings erfolglos.
Klar scheint, dass dieser Such-Ansatz sehr eng gefasst war: Erweiterte Denkansätze über mögliche Merkmale fremdartiger Zivilisationen verdeutlichen, dass sich außerirdische Intelligenzen durch weitere besondere Zeichen und Spuren bemerkbar machen könnten. Nach ihnen wollen Wissenschaftler nun bei fernen Sternen und Planeten, aber auch in unserem Sonnensystem und sogar auf der Erde Ausschau halten.
Im ersten Teil des Schwerpunktthemas verdeutlicht der bdw Astro-Experte Rüdiger Vaas, wie und warum sich momentan die Vorstellungen ändern, wonach man suchen kann und sollte. Einem in diesem Zusammenhang wichtigen Denkansatz zufolge leben wir möglicherweise in einem Universum, in dem eher künstliche Intelligenzen verbreitet sind. Sie könnten sich verselbstständigt haben, nachdem sie einst von intelligenten Lebewesen entwickelt worden waren. Vor dem Hintergrund der menschlichen Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz erscheint dieses Szenario durchaus vorstellbar.
Solche Techno-Wesen oder Superzivilisationen, die unser Vorstellungsvermögen weit übertreffen, könnten sich auf besondere Weise bemerkbar machen: Vielleicht haben sie gigantische Strukturen im Weltall konstruiert, die nachweisbar sein könnten. Ein konkretes Beispiel sind die sogenannten Dyson-Sphären: Hypothetische Strukturen, die einen Stern schalenartig umschließen, um den außerirdischen Intelligenzen Energie zu liefern.
Im Teilartikel „Kosmische Sommerruhe“ beschäftigt sich Vaas mit einem weiteren spannenden Gedankenspiel im Rahmen der „Alien-Forschung“: Möglicherweise haben Superzivilisationen schon das Universum kolonisiert, sind aber zurzeit weitgehend inaktiv. Der Grund: Sie könnten auf bessere Zeiten für ihre Technologien warten. Da das Universum immer kälter wird, sind in ferner Zukunft viel mehr Informationsverarbeitungsprozesse möglich als heute, besagt die skurril wirkende Hypothese der kosmischen Ästivation (Sommerruhe).
Im dritten Teil des Titelthemas geht es wieder konkreter um die Spurensuche. Zwei grundlegende Fragen stehen dabei im Zentrum: Haben Aliens oder ihre technischen Systeme uns oder unser Sonnensystem vielleicht schon vor langer Zeit besucht? Und haben Astronomen möglicherweise bereits Spuren fremder Raumschiffe entdeckt? Vaas berichtet in diesem Zusammenhang über die Fahndung nach extraterrestrischen Technosignaturen in unserem Sonnensystem und über geheimnisvolle Radioblitze aus dem All.
Von Rüdiger Vaas